Anfangs waren wir noch wirklich erfreut über den Zugewinn an Flora in unserm Garten. Ein paar Heuschrecken sind doch kein Problem. Schön bunt anzuschauen, friedlich und freundlich. Zuerst waren die wenigen Exemplare auch nur im Garten hinter dem Haus und störten nicht weiter. Den Gästen des Hauses wurden die von uns auf Grund ihrer bunten Färbung als unsere „Techno-Heuschrecken“ vorgestellt. Schon damals fiel uns auf, dass die Heuschrecken sehr aufmerksam zu schein schienen. Wenn man sich ihnen näherte versuchten sie sich hinter Blättern zu verstecken und warten ab, kam man ihnen zu nahe, versuchen sie davon zu springen.
In den vergangenen Wochen wurden es dann immer mehr Heuschrecken. Auch im oberen Teil des Gartens brachten sich nun bei jedem Schritt durch selbigen einige Heuschrecken in Sicherheit. Immer wieder drangen einige in unsere Ruheoase auf der Terrasse vor. Die Heuschrecken wurden zum Ärgernis.
Die Frage war, was unser Gärtner Pierre machen würde, wenn wir ihm sagen würden, dass uns die bunten Tierchen stören. Sicherlich hätte er irgendeinen Chemiehammer chinesischer Herkunft besorgt, welcher ganz bestimmt in keinem EU-Land, auch nicht der Schweiz, eine Zulassung zur Einfuhr, geschweige denn zur Benutzung, bekommen würde. Damit wäre das Heuschreckenproblem sicher schnell gelöst. Jedoch auch die Freude an anderen Tieren und vielleicht auch den Pflanzen wäre dahin. Mal ganz abgesehen davon, dass das verunreinigte Erdreich beim nächsten Regen ausgespült worden und in die Sümpfe unterhalb unseres Hauses geflossen wäre. Dort holen die kleinen Kinder ab und an Wasser mit ihren Kanistern. Diese Option kam also nicht in Frage.
Leider gibt es hier wohl aber auch keine natürlich Feinde der Heuschrecken.
Also blieb nur die mühsame, aber hoffentlich zumindest in Teilen erfolgreiche Variante des Einsammelns. Roman und ich begannen gestern also in einer einstündigen Aktion damit die Hüpfer einzeln zu sammeln. Sie fühlen sich recht komisch an. Sehr hart und auch stark. Sie können in ihrer Fluchtpanik sicherlich 30cm hoch und 50cm weit springen. Das alles half ihnen aber nicht.
Aus der einen Stunde wurden zwei und wir konnten auch nicht mehr zählen wie viele der Heuschrecken wir gefangen hatten. Es müssen hunderte gewesen sein. Wir schätzen es waren so zwei Kilo. Das Problem war irgendwann allerdings: Was tun wir mit diesen Heuschrecken? Schnell aber auch: Wie töten wir sie schnell, aber sicher?
Verbrennen kam nicht in Frage. Vergiften auch nicht, da wir kein geeignetes Gift hatten. Also blieb nur Ertränken. Damit es schneller ging, gaben wir dem Wasser ein bisschen Spühlmittel zu.
Heute, bei einem Rundgang im Garten, viel uns auf, dass es immer noch viele Heuschrecken gab. Viele saßen in Büschen. Auf den Photos in der Galerie kann man gut sehen, wie die Bäume von den Heuschrecken radikal abgefressen worden sind.
Also ging es heute wieder los: Heuschreckensammeln. Auch Annelyse stieg, trotz ihres Ekels vor den Viechern, mit in die Heuschreckenernte ein. Später kam noch Jakob hinzu. Nachdem er jedoch zu viel Ekel vor den Heuschrecken hatte, beschloss er, sie mit der nach ihm benannten Jakob-Methode zu erledigen: Vom Baum schütteln und mehrfach drauf treten. Irgendwann war egal wie sie starben, sondern nur noch wichtig, dass sie starben.
Nach weiteren fast zwei Stunden hatten wir wieder etwa zwei Kilogramm gefangen und getötet.
Nun war die Frage welche Heuschrecken das denn sind, die wir hier so sammeln. Dank diesem „Internet“ ist die Bestimmung nicht mehr so schwierig. Einfach nach Heuschreckenbildern googlen, bis man sie gefunden hat. Et voilà: Wir bekämpften die Zonocerus elegans. Eine aus Südafrika stammende Art, die als großer Schädling bekannt ist.
Ich bin gespannt ob unsere Sammelaktion was gebracht hat oder ob wir die Plage irgendwann doch chemisch bekämpfen müssen. Eigentlich will ich das nicht.
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Comment: Birgit – 18. Oktober 2010 @ 08:29
Comment: Anni – 18. Oktober 2010 @ 09:20
Comment: Gabi – 18. Oktober 2010 @ 17:25
Comment: rapha – 21. Oktober 2010 @ 09:50
Comment: Christoph – 14. August 2015 @ 10:34